CO-DESIGN AN UNIVERSITÄT UND FACHHOCHSCHULE
Im Rahmen eines Co-Design Projektes beschäftigten wir uns mit der Fragestellung „Inwieweit kann Gestaltung das Wohlbefinden beim hybriden Arbeiten an der Hochschule steigern?“
Gemeinsam mit unserem Co-Designer gestalteten und reflektierten wir den zunächst ergebnisoffenen Prozess. Diese Art des Partizipativen Designs umfasst einen breiten Pool an Methoden und Tools, die im Laufe des Prozesses zur Anwendung kommen können.
Projektpartner und Co-Designer war Herr Albert, der kurz vor Projektbeginn an der WWU Münster zum Juniorprofessor ernannt wurde und dort seine Arbeitsumgebung in Forschung und Lehre neu aufstellen und einrichten wollte.
In seiner neuen Rolle als Juniorprofessor möchte er die Grenzen der analogen und digitalen Arbeitsumgebung ausloten und so die Bedingungen für sich und seine Arbeitsgruppe neu gestalten. Dabei bringt er unter anderem Inspirationen vom Arbeiten und Besuchen an anderen Hochschulen im In- und Ausland sowie Erfahrungen als Berufspendler mit.
ZUGFAHRTEN GESUND UND PRODUKTIV NUTZEN
Für Herrn Albert ist es vor allem wichtig Zeit effektiv und produktiv zu nutzen. Als Pendler nimmt er den Zug als Arbeitsraum wahr und versucht sich durch seine Zugauswahl und Fahrtzeiten diesen so sinnvoll wie möglich zu gestalten.
Um noch besser dort Arbeiten zu können fehlt ihm häufig ein passender Tisch, eine durchgehende Internet und Stromversorgung sowie eine sinnvolle Ablage für das Smartphone und das Case der AirPods.
Abhilfe schafft der commuting bag: Im Innenraum genug Platz für alle Arbeitsmaterialien und ausgestattet mit einem mobilen Wlan-Router und einer Powerbank, ist er außen zur Arbeitsfläche wandelbar. Über die farbige Zuglasche lässt sich die Form des Rucksacks so verändern, dass eine Schräge Arbeitsfläche entsteht, auf der das Laptop in passender Höhe Platz findet. Gleichzeitig entsteht ein Fach, in das Smartphone und Ladecase aus den Hosentaschen blickdicht abgelegt werden können.
So hat der Rucksack beim Tragen die richtige Gewichtsverteilung und im Zug kann Herr Albert in ergonomisch gesunder Art und Weise arbeiten.
INTERVIEWS, TEILNEHMENDE BEOBACHTUNGEN UND PROTOTYPING
Schon beim ersten Kennenlernen hat sich gezeigt, dass Herr Albert Freude an seiner Arbeit hat. Er ist strukturiert, ordentlich und entsprechend seiner Arbeit im Bereich der Naturwissenschaften ein analytischer Denker.
So haben auch wir unseren Prozess nach seine Bedürfnissen gestaltet: In wöchentlichen Treffen haben wir seinen Alltag und seine Arbeitsräume analysiert. Schnell hat sich der Zug als interessante und mit vielen Emotionen verknüpfte Arbeitsumgebung herausgestellt, sodass wir uns auf diesen Raum fokussiert haben. Wir haben ihn beim Zugfahren begleitet und Artefakte analysiert, die er mit sich trägt. Schließlich hat sich sein Rucksack als entscheidendes Element für seinen gesamten Arbeitsalltag herausgestellt.
Produktivität, Effektivität und Geschwindigkeit sollten in der Nutzung des Rucksacks gefördert werden. Im „dirty prototyping“ und anhand von Arbeitsmodellen haben wir in den Modellbauwerkstätten der Fachhochschule letztendlich einen finalen Prototypen entwickelt.
BEDÜRFNISSE ANALYSIEREN, STRUKTUREN VERSTEHEN UND INTERAKTIV ARBEITEN
Um Herrn Albert in seinem analytischen Arbeiten abzuholen, haben wir verschiedene Methoden aus dem Bereich der designethnografischen Forschung genutzt und im Anschluss mit ihm reflektiert.
Unter anderem haben wir das Arbeiten in den verschiedenen Arbeitsräumen mit Hilfe des Praktiken Canvas zu Analyse von Bedürfnissen alltäglicher Praktiken angewendet.
Für Herrn Albert selbst war vor allem die genaue Analyse seines Alltags mithilfe einer Journey Map gewinnbringend, da er erst durch das verschriftlichen seiner Arbeitszeiten gemerkt hat, wie wenig Freizeit und Ruhezeiten in seinem Alltag vorkommen.
Beim Erproben verschiedener Brainstorming Methoden über ein Miroboard, sind wir auf das Thema Superhelden gekommen. Dies sollte im Anschluss ausschlaggebend für die Gestaltung einer Cultural Probe sein, die wir ebenfalls digital über ein Miroboard erstellt und unserem Co-Designer zu Bearbeitung zukommen lassen haben. Die durch die Probe generierten Daten dienten uns als Inspiration für den weiteren Prozess und lieferten noch einmal weitere Informationen über die Lebenswelt von Herrn Albert.
All die gewonnen Erkenntnisse konnten wir zusammenführen und in einem anschließenden Transformationsprozess zur Gestaltung des commuting bags verwenden.